Vom 14. Bis zum 15. Januar 2012 fand im Berlinder „Kosmos“ ein Fankongress statt. Hierzu hatte das Bündnis PRO FANS (http://pro-fans.de/) geladen. Der Kongress sollte an die erfolgreiche Fandemonstration „zum Erhalt der Fankultur“ im Jahr 2010 anknüpfen und war der erste selbst organisierte und finanzierte Fankongress, an dem Fanvertreter, Sozialwissenschaftler, Anwälte, Autoren, Journalisten, Fan- und Sicherheitsbeauftragte, Vertreter vom DFB sowie der DFL und mit Martin Kind ein Vereinspräsident teilnahmen. Auch aus Oldenburg nahmen Vertreter vom Commando Donnerschwee sowie der Oldenburger Faninitiative teil. Nachdem der Kongress am Samstag mit einer Rede sowie einem Video (http://www.youtube.com/watch?v=zYWCfoF-bm8) eingeleitet wurde, bestand anschließend am Wochenende die Möglichkeit, sich den Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themengebieten anzuschließen. In den kommenden Tagen werden wir (die mitgereisten 2 Vertreter der OFI) über die verschiedenen Inhalte und Ergebnisse der von uns besuchten Veranstaltungen berichten…
Möglichkeiten der Mitsprache von Fans in ihren Verein
Im Rahmen der Veranstaltung stand die Frage im Vordergrund, inwiefern Fans Einfluss auf das Geschehen in ihrem Verein nehmen können vor allem hinsichtlich der 50+1 Regel (welche den Einfluss der eigentlichen Vereine sichert und verhindert, dass diese durch Investoren übernommen werden können). Zunächst stelle uns Jens Wagner die Arbeit des Supporters Club Hamburg genauer vor, welcher 1993 aufgrund sportlicher Stagnation und wachsender Unzufriedenheit gegründet wurde. Er legte wesentliche Ziele sowie die Inhaltliche Ausrichtung des Vereins dar und zeigte uns auf, inwiefern es den Mitgliedern gelang, das Vereinsleben innerhalb des HSV aktiv mitzugestalten (u.a. hatte der SC wesentlichen Einfluss auf die Stehplatzerhaltung beim Stadionneubau). Anschließend kam Martin Kind von Hannover 96 zu Wort, der seine Beweggründe für die Aufweichung der 50+1 Regel erklärte. Diesbezüglich argumentierte vor allem für die Chancengleichheit von Vereinen und deren individuellen Wahlfreiheiten, sich für einen Investor zu entscheiden (als Vertreter von Hannover 96 nur regionale Investoren akzeptieren).
Mit seinen Ausführungen stieß Kind bei den anderen Teilnehmern auf regen Widerstand, vor allem bei Fananwalt René Lau, welcher als nächstes zu Wort kam. Lau berichtete über die Lockerung der 50+1 Regel, welche am 25. August vonstatten ging. Zwar gilt nach wie vor die Regel, dass Vereine nicht direkt von Investoren übernommen werden dürfen, jedoch lässt die Satzung Ausnahmen zu: so sind Wirtschaftsunternehmen, die länger als 20 Jahre den jeweiligen Verein gefördert haben durchaus dazu berechtigt, sich mehrheitlich an der Kapitalgesellschaft des Vereins zu beteiligen. Dass bereits jetzt mehrere Investoren von der Regel profitieren machte Lau anhand mehrerer Beispiele deutlich u.a. bei Eintracht Frankfurt. Vor der Ausnahmeregelung besaß der Verein 71, 5 % Anteile an der eigenen Kapitalgesellschaft. Nach der Lockerung von 50+1 sank der Anteil weil die Streubing AG (langjähriger Sponsor bei Eintracht Frankfurt) 3,5 % Anteile erwarb. Zunächst mag dies unproblematisch erscheinen, allerdings ist davon auszugehen, dass die Streubing AG in den nächsten Jahren ihren Anteil erhöhen wird während selbige beim Verein zurückgehen. Rechtsanwalt Lau rief die Fans deshalb dazu auf, Mitglied im Verein zu werden, Stimmrecht wahrzunehmen damit die 50+1 Regel erhalten bleibt. Nur dadurch können Fans verhindern, dass ihre Vereine von Investoren übernommen werden und keine englischen Verhältnisse möglich werden. Robert Pohl von der Fanorganisation „Unsere Kurve“ stimmte den Ausführungen Laus zu und betonte abschließend, dass das wahre Kapital eines Vereins in den Fans läge und nicht in den Investoren. (Böller& Jericho)
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