Identifikation mit dem Verein und Veränderungen in der Fankultur
Zu diesem Thema wurde eine Podiumsdiskussion durchgeführt an der Peter Czoch (Leiter der Veranstalung „Ultras in Deutschland“ an der HU Berlin), Stefan Hupe (Sportfotograf/ Verantwortlicher des Union Berlin Programmheftes), Alexander Cierpka (Journalist), Uwe Busch (hansafans.de), Volker Goll (Koordinationsstelle Fanprojekte/ Fanszene Offenbach) sowie ein weiterer Fan von Kickers Offenbach teilnahm. Moderiert wurde die Veranstaltung von Thomas Thiele (Sozialarbeiter).
In erster Linie wurde darüber diskutiert, ob Fans sich heutzutage mehr mit der eigenen Kurve identifizieren als mit dem Verein selbst. Hierbei herrschte schnell Einigkeit darüber, dass es im Laufe der letzten Jahre keine wesentlichen Veränderungen gegeben hat, da in erster Linie die Gemeinschaft im Stadion und nicht die sportlichen Erfolge Priorität haben. Stefan Hupe berichtete beispielhaft wie er einst aufgrund des familiären Charakters und der vielen Gemeinsamkeiten zu anderen Besuchern das Stadion aufsuchte und nicht wegen sportlicher Erfolge.
Im Verlauf der weiteren Diskussion wurde festgehalten, dass die Fankultur in Deutschland unheimlich vielfältig und somit auch sehr vielschichtig ist. Jeder Verein hat eine eigene Tradition und identitätsstiftende Merkmale, welche erhalten werden und an jüngere Fans weitergetragen werden müssen. In der Vergangenheit waren es vor allem die Fans, welche sich der Tradition ihres Vereines annahmen und selbige aufarbeiteten (z.B. die Schickeria in München, welche sich intensiv mit der jüdischen Vergangenheit ihres Vereins auseinandersetzte). In Zeiten, in denen Stadien schnell ihre Namen verlieren, Vereinslogos aus marketingstrategischen Gründen verändern oder sogar vollständig ersetzen ist das Engagement der Fans umso wichtiger. In diesem Kontext stellte sich heraus, dass junge sowie alte Fans durchaus Gemeinsamkeiten aufweisen. Viele der älteren Fans wurden durch die aufkommende Ultrabewegung überhaupt erst wieder dazu animiert, sich fanpolitisch zu engagieren. Es wurde appelliert, generationsbedingte Grabenkämpfe innerhalb der Fanszenen einzustellen, Toleranz füreinander zu entwickeln um als Fanszene selbstbewusster und gestärkt Fanarbeit betreiben zu können. Zudem wurde die Wichtigkeit betont, sich als Fanszene nicht nur regional sondern auch überregional mit ähnlichen Interessensvertretern zu vernetzen, die Medien für eigene Zwecke zu nutzen um den Dialog in Gang zu halten und sich soweit möglich in den jeweiligen Vereinen einzubringen, um die eigenen Werte und Traditionen zu erhalten. (Böller)
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