Stellungnahme zum Polizeiverhalten (Emden)

Wir, die Oldenburger FanInitiative (kurz OFI) protestieren aufs Schärfste gegen das Verhalten der Polizei vor und nach dem Heimspiel des VfB Oldenburg gegen Kickers Emden am 22. November 2009. Vor Heimspielen findet in den Räumlichkeiten des Fanprojektes in der Bahnhofsstraße/Ecke Gottorpstraße regelmäßig ein Zusammentreffen verschiedener VfB-Fans statt, um letzte Vorbereitungen für das Spiel zu treffen, sich auszutauschen oder einfach nur gemütlich etwas zu trinken. Im Rahmen dieses Treffens kam es bisher noch nie zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Gegen 12.30 fuhren plötzlich mehrere Mannschaftsbullys der BFE (Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit), eine Spezialeinheit der Bereitschaftspolizei, vor und kesselten Fußballfans ein, die vor dem Fanprojekt herumstanden. Personalien wurden aufgenommen und die gerade Festgesetzten mussten sich mit gespreizten Beinen und den Händen an der Häuserwand wie Verbrecher durchsuchen lassen. Obwohl diese Einheit, deren Hauptaufgabe das Beweissichern und Festnehmen ist, in Oldenburg stationiert ist, hat sie offensichtlich keine Ahnung von der Oldenburger Fanszene und der Funktion der Oldenburger FanInitiative und des Fanprojektes.

Fußballfans, die die Räumlichkeiten verlassen wollten, wurde die Festnahme angedroht. Anderen Personen, die sich nach Sinn und Zweck dieser Maßnahme erkundigten, wurden beschimpft und zurückgeschickt. Eine kurze Info, wie: „Die Emder Fans sind gerade auf dem Weg zum Stadion und wir wollen nicht, dass ihr jetzt mit denen zusammentrefft“, hätte uns diesbezüglich gereicht. Stattdessen gingen die Polizisten während ihres Einsatzes äußerst aggressiv und bedrohlich vor, verweigerten die Angabe ihrer Dienstnummer und ließen die 30 Besucher innerhalb des Fanprojektes im Unklaren.

Vor dem Stadion gingen die Repressalien weiter. Junge Fußballfans fragten einen Polizisten, ob sie ihre Supportmaterialien (Zaunfahnen, Fahnen, Doppelhalter) aus dem Auto holen könnten. Nachdem ihnen dieses genehmigt und dieses auch per Funk durchgesagt wurde, wurden die jungen Fußballfans plötzlich von vier Einsatzwagen und mehreren BFE-Polizisten verfolgt und festgehalten. Da die BFE eine eigene Einsatzleitung hat, ist sie auch nicht an die Worte ihrer Kollegen gebunden. Den jungen Fans wurde nun ein Verkehrsdelikt vorgeworfen. Sie liefen in dieser Stichstraße vom Marschweg, die mal gerade Platz für anderthalb Autobreiten und entsprechend keinen Bürgersteig hat, auf der Straße. Ordnungsgemäß wäre es gewesen, wenn sie wie am Schnürchen hintereinander am Fahrbahnrand gelaufen wären. Diese Regelwidrigkeit kostete die „Jungverbrecher“ eine Durchsuchung und eine Personalienaufnahme.

Beim Einlass ins Stadion wurde schikanös kontrolliert. Fußballfans mussten ihre Schuhe und ihre Socken ausziehen und standen barfuß auf dem nassgeregneten Pflaster. Wieder kam es zu Kontrollen, bei denen junge Leute mit erhobenen Händen und gespreizten Beinen an einer Mauer stehen mussten. Wir wollen lediglich ein Fußballspiel sehen und es kann nicht im Sinne des VfB Oldenburg sein, dass Fans und Zuschauer auf diese Art und Weise behandelt werden.

Kontrollen am Stadion (Foto: Commando Donnerschwee)
Kontrollen am Stadion (Foto: Commando Donnerschwee)

Das Aufhängen von Zaunfahnen vor dem Block wurde uns aus sicherheitstechnischen Gründen verboten. Es würde angeblich die freie Sicht in den Fanblock behindern. Hintergrund ist, dass wir von der Haupttribüne aus von der Polizei gefilmt werden. Uns ist durchaus bewusst, dass VfB-Fans seit den Ausschreitungen nach dem Goslarspiel unter besonderer Beobachtung stehen. Trotzdem halten wir diese Maßnahme für grundlegend falsch. Es trifft die Leute, die kreativ und mit ihrer Stimme den VfB Oldenburg unterstützen wollen. Hooligans verstecken sich nicht hinter unseren Zaunfahnen. Nichts, an das wir uns erinnern könnten, wäre mit abgehängten Zaunfahnen verhindert worden. Aufgrund eines von uns ausgehenden Verzichtes auf das Abbrennen von Pyrotechnik wurde im Marschwegstadion seit vielen Jahren nicht mehr „gezündelt“. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die getroffenen restriktiven Maßnahmen entstanden aus purem Aktionismus und sind nicht nur unwirksam, sondern kontraproduktiv, weil sie die Falschen treffen.

Vor dem Anpfiff wurde ein Brief des Vorstandes des TSV Havelse von unserem Stadionsprecher öffentlich verlesen, in dem das vorbildliche und friedliche Verhalten der VfB-Fans am vorhergehenden Wochenende lobend erwähnt wurde. Als Dank dafür, bekommen wir härtere Auflagen und Schikanen und wir werden wie Gewaltverbrecher behandelt. Das Spiel gegen Kickers Emden wurde als Risikospiel eingestuft. Eine Gefahr für die öffentliche Ordnung ging aber an diesem Sonntag weder von den VfB-Fans noch von den Kickers-Fans aus, die sich beide tadellos verhalten haben. Die Gefahr ging diesmal von der Polizei aus, bei denen die eine Hand nicht wusste, was die andere macht und die planlos und unverhältnismäßig auf Fußballfans losging, weil sie es nicht anders gelernt hat.

Politiker und Verbandsfunktionäre reden über die Unterstützung und Initiierung von Fanprojekten als gewaltpräventive Maßnahme. Die Oldenburger FanInitiative betreibt das Oldenburger Fanprojekt bereits seit über 11 Jahren aus eigenen Mitteln und bietet damit jungen Leuten eine Alternative für ihre Freizeit. In unseren Räumen wird gebastelt, gezeichnet und gemalt. Fangruppen treffen sich dort und denken sich neue Choreografien oder neue Gesänge für das Stadion aus. Politiker oder Verbandsfunktionäre haben sich bisher noch nicht sehen lassen. Eine finanzielle Förderung von der Stadt können wir aufgrund der leeren Haushaltskassen ohnehin nicht erwarten, aber es wäre vorteilhaft, wenn uns nicht auch noch von Seiten der Polizei und der Stadt Knüppel zwischen die Beine geworfen werden.

Oldenburger FanInitiative im November 2009